Hallo Nita! Für deine neueste Single hat SYTË mit Qendresa zusammengearbeitet. Worum geht es in “Up in the Air”?
“Up in the Air” handelt von meinen Kämpfen mit einem undurchsichtigen Konzept von “Zuhause” und einer gespaltenen Identität als Diaspora-Kind, das sich kulturell gesehen weder “hier noch dort”, unruhig oder “in der Luft” fühlt. Das ist ein häufiges Thema in der albanischen Diaspora-Gemeinschaft. Auch für die in London geborenen Qendresa.
Deine Eltern waren 1999 Flüchtlinge im Kosovo-Krieg…
… und sie konnten glücklicherweise in die USA fliehen, wo ich geboren wurde. Obwohl sich mein Leben hauptsächlich in New York/New Jersey abspielte, verbrachte ich jeden Sommer in Prishtina, Kosovo. Nach der High School entschied ich mich ganz hierher zu ziehen. Eine Entscheidung, die zum Teil durch das Treffen und Verlieben in Drin, meinen Partner und Bandkollegen, angetrieben wurde. Ich sollte eigentlich nur ein Jahr hier bleiben, aber das Leben ging weiter und meine Rückkehr in die Staaten wurde immer wieder verschoben.
Die positive Seite dieser unerträglichen Pandemie ist, dass sie mir als Aufruf zum Handeln diente. Ich musste eine große, zukunftsweisende Entscheidung treffen, die ich die letzten vier Jahre aufgeschoben hatte. Ohne Kontext kann “Up in the Air” als ein Trennungslied verstanden werden. Aber im Grunde ist es mein Abschied von den intensivsten, schönsten, herausforderndsten und wachstumsförderndsten vier Jahren meines Lebens.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, gemeinsam an diesem neuen Song zu arbeiten?
Wir haben vor Qendresa eigentlich noch nie mit anderen Künstler*innen zusammengearbeitet! Wir hatten das auch nie wirklich geplant. Aber dieses Treffen fühlte sich einfach so schicksalhaft an. Die Pandemie hat uns viele Türen verschlossen, aber der Silberstreif am Horizont war, dass sie uns auch gezwungen hat, nach innen zu schauen und all die inneren und existenziellen Fragen zu klären, die wir auf Eis gelegt hatten.
Infolgedessen fing ich an, mehr und mehr über “Heimat” und meine Kämpfe als Diaspora-Kind, das in seinem Mutterland lebt, nachzudenken. Gleichzeitig überlegte ich, was der nächste Schritt mit SYTË sein würde. Als ich gerade meine Schlüsse zog, tauchte Qendresa auf magische Weise als das fehlende Puzzleteil auf – eine perfekte Ergänzung für eine Zusammenarbeit. Sie hat eine ähnliche Geschichte wie ich. Aber auch einen komplementären musikalischen Vibe.
Es war so einfach, mit ihr zu arbeiten und wir haben eine erstaunliche Chemie. Ich kann immer noch nicht glauben, wie einfach der ganze Prozess des Schreibens, Aufnehmens, Drehens und Veröffentlichens ablief.
Was können wir in Zukunft von euch erwarten?
Im Leben und beim Musikmachen geht es um Experimentieren und Ausprobieren. In diesem Sinne wollen wir mehr über uns selbst lernen und mehr Selbstvertrauen in unseren Sound entwickeln. Die neue Musik, die wir veröffentlichen werden, hat sich in Bezug auf die Produktionsqualität und den lyrischen Inhalt weiterentwickelt und hat einfach mehr konzentrierte Absichten in sich.
Wir haben mit verschiedenen Genres und Produktionsstilen experimentiert, aber ich denke, mit dem Alter, der Erfahrung und viel Selbstbeobachtung haben wir uns in einem einzigartigen Sound und Selbstverständnis eingerichtet, das nur als SYTË definiert werden kann, und wir freuen uns sehr darauf, es allen zu zeigen!
Was ist demnach der Rat von SYTË an aufstrebenden Musiker*innen?
Geht raus! Postet eure Inhalte! Schickt sie an alle, die ihr kennt! Macht so viel Lärm wie möglich! Streicht Schüchternheit und Peinlichkeit aus eurem Denken! Denn stolz auf deine Musik zu sein und dafür zu sorgen, dass sie gehört wird, ist nichts, wofür man sich schämen muss.
