Jan 07, 2021

Interview Benedikt ter Braak Casio x Neue Meister Sessions Gewinner

Benedikt ter Braak wurde für eines der Open Call -Highlights auf gigmit selektiert: Die Neue Meister Sessions – powered by Casio. Dazu holte er  für die professionelle Video Recording Session von Bearfilm im Kaos Club Berlin alles aus dem Casio Celviano Piano raus was ging. Und durfte es anschließend sogar behalten. Wir stellten ihm fünf Fragen zu seiner Musik, seiner Erfahrung vor Ort und gutem Rat für die Artist Community.

Erzähl uns mehr über deine Musik. Wer ist Benedikt ter Braak?

Benedikt ter Braak: Ich bin Pianist aus Duisburg. Sozialisiert bin ich von Kindesbeinen an mit klassischer Musik. Beethoven, Bach, Scriabin, Ligeti, Brahms. Ich habe Literatur von Barock bis Moderne aufgesogen und lieben gelernt. Je älter ich wurde, je mehr interessierte ich mich für alle möglichen anderen Arten von Musik: von Jazz über Elektronik über Neue Musik bis zur Folklore. Ich war immer neugierig und bin es bis heute geblieben. Vor allem die verschiedenen Haltungen und Lebensphilosophien hinter diversen Genren faszinieren mich. Denn damit geht doch eine bestimmte Art des Musizierens, des Bühnenverhaltens und der musikalischen Technik einher. Darin beansprucht jedes Genre für sich eine extreme Exklusivität, dessen Hermetik und im schlimmsten Fall Feindseligkeit gegenüber anderer Musikstile mich immer wieder verblüfft hat.

Ich habe mich bei meiner eigenen Musik lange mit der Frage beschäftigt, wie ich möglichst frei von Konventionen bleiben und dennoch eine Botschaft in aller musikalischer Klarheit und Eindeutigkeit formulieren kann. Irgendwann bin ich drauf gekommen, nicht Freiheit VON etwas zu suchen (zB. Freiheit von Konventionen, Freiheit von bestimmten Erwartungshaltungen), sondern die Freiheit ZU etwas. Nämlich die Freiheit, mit verschiedenen Genres zu jonglieren. Die Freiheit, Grenzen zu überqueren und auszuloten. Also nutze ich diese Freiheit und mache aktuell Musik irgendwo zwischen Electronica, Avant Garde und Klassik. Meine Musik sucht die Vermittlung zwischen Tradition und Moderne, Digitalität und Menschlichkeit, Hochkultur und Popkultur.

Benedikt ter Braak bei den Neue Meister Sessions am Casio Celviano.


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Wie hat es sich für dich angefühlt auf dem Celviano Piano zu spielen?

Ich muss gestehen, dass ich da zunächst etwas skeptisch war. Als Pianist ist man gewohnt auf Konzertflügeln zu spielen und E-Pianos oder Klavinovas fühlen sich immer ein bisschen an wie Plastik, und meistens klingt es dann auch so. Ich hörte schon früher mal von dieser Hybrid-Technik, welche das Celviano von Casio auch besitzt, habe es bis dahin aber nie ausprobieren können, also war ich schon sehr gespannt drauf. Letztelendes war ich sehr begeistert. Durch die Hammertechnik fühlt es sich sehr geschmeidig und echt an. Die feinen Bewegungen der Hämmerchen lassen sich wirklich gut erfühlen, es lässt sich gut kontrollieren und eine riesige Bandbreite klanglicher Feinheiten zu. Es fühlt sich ein bisschen so an, wie wenn man von einem Benzinbetriebenem Auto auf ein Elektroauto umsteigt – anders, nicht besser oder schlechter, es hat seine Reize, man muss sich dran gewöhnen, aber es steckt sehr viel drin.

Hast du damit gerechnet ausgewählt zu werden? Hast du dich schon oft auf Ausschreibungen beworben?

Ehrlich gesagt nein. Ich habe so etwas noch nie gemacht, es war das erste mal. Erwartet habe ich gar nichts, ich kenne das mit diesen Auswahlverfahren ein bisschen aus Beobachtungen und anderen Bereichen, Beispielsweise bei Aufnahmeprüfungen an Universitäten. nicht selten sind Momente, in denen ich denke „das muss jetzt doch etwas sein!“ Auch jene Momente, in denen dann eine Absage kommt und in Fällen, wo das eigene Bauchgefühl eigentlich eher negativ ist, kommt dann aus dem nichts eine Zusage. Ich glaube der Hauptfaktor ist und bleibt Glück, daher habe ich mir abgewöhnt irgendetwas zu erwarten.

Wie war der Videodreh für dich? Was hast du aus dieser Erfahrung für dich mitnehmen können?

Das Videoteam von Bearfilm war großartig. Ich habe so ein paar Livestream-Erfahrungen gemacht, aber niemals mit so einem großen Team und so vielen Kameras. Erst fühlt sich das mit den Kameras drumherum ein bisschen wie ein umherschwirrendes Mosquito an, das legt sich dann aber recht schnell. Durch die Größe des Teams kam aber tatsächlich so ein bisschen dieses kribbeln auf, was man bei Live-Auftritten bekommt. Da das letzte Live-Publikum (zumindest eines in entsprechender große) doch eine recht weit zurück reichende Erinnerung ist würde ich sagen, dass ich gelernt habe, wie sehr ich es doch vermisse, Konzerte zu geben.

Was würdest du anderen Künstler*innen empfehlen in Pandemie Zeiten?

Ich bin mir nicht sicher ob ich der richtige Ansprechpartner für Ratschläge bin, die Situation scheint mir weder schnell vorbei zu sein, noch ist abzusehen was am Ende vom Kultursektor über bleibt. Ich denke es wird sich viel verändern und ich denke wir täten uns alle gut daran, viel miteinander zu sprechen, Konzertveranstalter, Künstler, Politik. Mir fehlt in der aktuellen Diskussion so ein bisschen die Vision von dem, was aus diesem Schutt wieder wachsen kann und wird. Die Kulturlandschaft wird sich auf jeden Fall verändern und wir können und sollten alle mit anpacken.

Werden wir in 2021 Neues von dir hören? Welche Musik sollten wir nächstes Jahr hören?

Ich hoffe doch sehr in 2021 all die Musik veröffentlichen zu können, die während der kräftezehrenden Lockdowns entstanden ist. Was oder wen wir uns anhören ist mir ehrlich gesagt schnuppe, worauf immer man Lust hat. Was es auch ist, wir sollten es live erleben, in einer Echten Konzert-Location mit echten Mitmenschen und enorm viel Stimmung!