Jan 15, 2022

Wenn Deutschlands bester Newcomer wütend wird…

 

Kurz vor dem Jahreswechsel gewannen SINU Deutschlands größten Non-Profit-Newcomer-Musikpreis “Local Heroes”.

SINU – nun Deutschlands bester Newcomer – machen Indiepop, der berühren will – mit deutschen und türkischen Texten. Die große Bandbreite an Themen und Einflüssen verschiedener Sprachen, Kulturen und Genres macht die Band aus Mainz spannend: denn das ist in diesem musikalischen Gewand neu.

Wir haben mit dem gigmit Act gesprochen über Rassismus, alte Hasen im Musikgeschäft und wie man einen Bandcontest gewinnt.

 

gigmit: Herzlichen Glückwunsch, SINU, ihr seid bester Newcomer Deutschlands! Was hat sich für euch seit dem Titel verändert?

SINU: Natürlich hat es uns sehr gefreut zu gewinnen. Aber während der Performance, da hatten wir den Wettbewerb quasi vergessen. Logo ist das aber ein extra schöner Klaps auf die Schulter, wenn eine Jury von Leuten, die echt was auf dem Kasten und Ahnung von Mucke haben, sagt: “Was ihr macht, das macht ihr toll, weiter so!”. Es ist schön zu sehen, wie viel Presse sich seit dem Sieg bei uns meldet. Davon profitieren wir natürlich sehr.

Wie gewinnt man einen Bandcontest?

Wir glauben, es ist erstmal wichtig Musik zu machen, hinter der du selbst stehst, und die vielleicht auch schon den ein oder anderen begeistert. Egal wie professionell du schon bist oder wie lange oder kurz du schon an deinem Projekt, deiner Musik arbeitest, ein Wettbewerb ist immer eine gute Möglichkeit sich konstruktives Feedback von Fremden einzuholen und rauszukommen aus dem Schlafzimmer auf die Bühne!

Deutschlands bester NEwcomer SINU beim Local Heroes Bandcontest
Deutschlands bester Newcomer SINU: “Worauf es wirklich ankommt: Connecten!” 📷 Julia Schwendner

Zum Local Heroes konkret: das ist ein wunderbares Netzwerk mit tollen, engagierten Menschen, die sich mit Herzblut und Schweiß 100% reinhängen! Wir sind völlig ohne Erwartungen zum Finale nach Salzwedel gefahren. In der Vergangenheit haben wir mit anderen Projekten schon an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen. Da wird man irgendwann bisschen ein alter Hase uns lernt, worauf es wirklich ankommt: Connecten!

Wäre die Welt besser oder schlechter ohne alte Hasen im Musikgeschäft?

Ach, alte Hasen sind auch oft sehr weise und so mancher Rat von einem hat uns auch schon weitergebracht! Klar ist aber auch, dass – wenn man sich z.B. Line-Ups auf Festivals anschaut – der deutsche Musikmarkt schon ein bisschen mehr Diversität vertragen könnte. Es gibt da draußen viele gute Bands. Die Hürden auf Bühnen zu kommen, auf denen sie auch gesehen werden, die dürften ruhig ein bisschen niedriger werden!

Ihr seid “bester Newcomer”, was ist für euch die größte Challenge im Booking?

Puh, also wir booken noch alles selbst! Das ist ne Menge Arbeit, aber somit haben wir auch alles in der Hand. Häufig gehen junge Bands direkt zu irgendwelchen Agenturen mit großen Erwartungen und sind dann enttäuscht, wenn eben keine Gig-Flut kommt. Wir glauben, dass es bis zu dem Punkt, an dem man in mehreren Städten eine kleine stabile Fanbase etabliert hat, viel Sinn macht, die Fäden selbst in der Hand zu haben! Aber hey, wir haben eine kleine aber schön wachsende Fanbase. gigmit haben wir bisher noch kaum benutzt, sind aber gespannt, was die Plattform uns bietet!

 

Du hast gesagt, dass du bei 9 von 10 Live-Auftritten den Song “Deutschland, Deutschland 21” mit Tränen in den Augen spielst. Warum? Was sind das für Konzerte?

“Deutschland, Deutschland 21” ist unser wütendster, dunkelster Song. Er ist ein Klagelied gegen Alltagsrassismus und mit ihm verbundene größere Phänomene der rechten Gewalt und des rechten Terrors. Rassistische und rechtsextremistische Aussagen sind verletzend, immer! Und wenn wir auf der Bühne alles geben, voll drin sind, dann sind wir auch erfüllt von diesem Gefühl der Ohnmacht, der Ungerechtigkeit und der Wut. Es ist ein Song, der uns einfach auch selbst nicht kalt lässt und der nachhaltig wachrütteln will. Uns lässt das alles nicht kalt! Es ist gut und richtig bei dieser Thematik emotional zu werden.

Sinu, danke für das Gespräch!

 

Neben SINU als bester Newcomer Deutschlands sind noch weitere gigmit Acts beim Local Heroes ausgezeichnet worden:

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