Ticketing-Experte Nicolaus Pham
Ticketing besser selbst machen: Mit dem Self Service-Ticketing Anbieter Snapticket unterstützt Nicolaus Pham Veranstalter bei der Digitalisierung. Seit 2005 hat er selbst auf Technologie-, Vermarktungs- und Veranstalterseite gearbeitet. Gestört hat ihn dabei immer das Eingeschränktsein und die Abhängigkeit von externer Hilfe. Frustriert von Emails, Anrufen und Wartezeiten bei jedem Änderungswunsch rief er 2018 Snapticket ins Leben, um seine Probleme technologisch lösen zu können.
An die eigene Marke glauben!
Das scheint geklappt zu haben: obwohl Snapticket als White Label Lösung im Hintergrund bleibt, entscheiden sich im umkämpften Markt mehr und mehr Veranstalter*innen und Musiker*innen, Marken und Profivereine für Snapticket und dafür, die eigene Marke und nicht die von Fremdanbietern zu promoten.
gigmit: Nico, ihr bietet mit Snapticket “Self Service-Ticketing” an. Das bedeutet, dass Veranstalter ohne große Vorkenntnisse ihren Vorverkauf selbst regeln können. Die Idee ist nicht neu.
Nicolaus Pham: Das stimmt. Mit unserer Technologien meistern aber sogar Fußballprofivereine komplexe Ticketinganforderungen selbst. Das Ticketsystem darf niemanden vor große Herausforderungen stellen wenn er sein Ticketing besser selbst machen will.
Was ist der Unterschied zwischen Fußballvereinen und Live Musik Clubs?
Abgesehen von der Größe sehen wir die Hauptunterschiede bei Veranstaltern in der Ticketingerfahrung und im Hinblick auf den Willen, neue, digitalere Wege zu gehen.
Generell lässt sich feststellen, dass im Live Entertainment-Bereich noch oft sehr starres und altmodisches Denken bei den Veranstaltern vorherrscht. Wo beispielsweise Sportvereine sich längst im Klaren darüber sind, dass der wirtschaftliche Erfolg langfristig von einer direkten Kommunikation mit den eigenen Fans abhängt, sehen wir im Live Entertainment, dass man dort aus einer gelernten Bequemlichkeit den Ticketverkauf viel zu unüberlegt einem Fremdanbieter überlässt.
Was ist schlimm an Fremdanbietern?
Künstler und Veranstalter stecken viel Geld und Mühe in einen eigenen Markennamen. Wenn es um den Ticketverkauf geht, überlassen sie dann aber leichtfertig einer anderen Marke die Bühne – der Marke des Fremdanbieters nämlich, der das Ticketing übernimmt. Die eigenen Besucher werden quasi aus der eigenen in eine andere Markenwelt geschickt.
Es ist geradezu grotesk, dass große Ticketportale dafür, dass sie Kundendaten der Konzertbesucher behalten und für sich selbst nutzen, auch noch Gebühren verlangen. Hier findet zum Glück ein langsamer, aber nicht aufzuhaltender Prozess des Umdenkens statt, bei dem manche Veranstalter schon weiter sind als andere.
Du rätst also, das Ticketing besser selbst zu machen. Daher euer Claim “Ticketing for Brands”?
Genau. Wir wollen dabei helfen, starke Marken zu bilden und frühzeitige Abhängigkeiten zu vermeiden. Mit Snapticket ermutigen wir gerade Bands und kleinere Veranstalter, selbstbewusst und mit der eigenen Marke im Vordergrund Tickets zu verkaufen und direkt mit den eigenen Fans zu kommunizieren.
Es gibt genügend Beispiele, in denen Bands und Künstler durch schlaue Kommunikation jedes einzelne Ticket direkt an die Fans verkaufen. In Eigenregie, ohne viel Aufwand und ohne offensichtlich einen Fremdanbieter zwischenzuschalten oder stationär zu verkaufen.
Genau an dieser Stelle verschenken zu viele Bands und Künstler das Potenzial, ihre Bandwebsite als Ticketshop zu pushen und Umsätze zu optimieren. Wer sein Ticketing an etablierte Portale abgibt, eliminiert diese Potenziale mit einem Schlag. Hier bieten wir eine Lösung an, die nicht auf die Marke Snapticket einzahlt, sondern auf die Band und den Künstler. Natürlich ohne Vorab-Kosten und zügig und individuell umgesetzt.
Was ist aktuell die zentrale Herausforderung der Live Branche?
Reichweite und Auffindbarkeit sind für jedes Event eine große Herausforderung. Auf dem umkämpften Festivalmarkt gibt es eine gewisse Marktsättigung bei gleichzeitig immensem Kostendruck.
Der Trend geht dahin, dass sich Events und Künstler beim Ticketing emanzipieren, um sich am Markt besser zu positionieren. Konzertbesucher gehen zum Ticketkauf längst nicht mehr auf eines der großen Ticketportale. Die eigenen Kanäle des Acts, angefangen bei der Homepage bis hin zum Social Media-Content, gewinnen hier an Gewicht als treibende Kraft der Reichweite.
Bei Festivals aber insbesondere im Fußball ist man da beispielsweise schon einige Schritte weiter als bei normalen Konzerten: Club-TV, reichweitenstarke Kanäle auf Instagram, Facebook und TikTok sind da die bekannten Beispiele, die Vereine konsequent nutzen, um Umsätze zu steigern.
Wie löst Snapticket die Probleme der Livemusik Branche? Welche Erfolgsgeschichten kannst du erzählen?
Unser Geschäft wird bestimmt durch Fragestellungen wie “Wie erreiche ich jüngere Zielgruppen effizienter?” oder “Wie stärke ich meine Marke mit Ticketing?”. Damit gewinnen wir Veranstalter und Künstler.
Ein Beispiel: Ein kleiner Verein hatte ein wichtiges Pokalspiel vor der Brust, aber kein Budget, um Werbekampagnen zu fahren. Einfach nur einen schönen Ticketshop für die Vereinswebsite anzulegen, hätte jeder noch hinbekommen. Wir haben uns aber dazu entschieden, jedem Spieler und dem Trainerstab jeweils einen separaten Verkaufskanal anzulegen. Insgesamt über 40 an der Zahl. Die Spieler haben so ihren eigenen Verkaufskanal über Facebook, Instagram und Freunde geteilt. Letztlich haben wir über diese kostenlose Reichweite mit wenig Aufwand 20% der Tickets verkauft und konnten genau messen, welches Ticket über welchen Kanal verkauft wurde.
Das meintest du eingangs mit “neue, digitalere Wege gehen”?
Genau. Ein anderes Beispiel dreht sich um Markenbildung: Ein mehrtägiges Festival hat in der Vergangenheit Tickets über ein lokales Verkaufsstellennetz und die eigene Website verkauft, mit überschaubarem Erfolg. 2019 haben wir das Ticketing übernommen und konsequent digitalisiert. Besucher kaufen sich Tickets nun direkt beim Veranstalter, nicht “powered by” oder bei Snapticket. Die Besucher haben ja bereits eine emotionale Bindung zum Event, die wir als Fremdmarke nicht aufbrechen wollen.
Dass eine direkte Beziehung zwischen Käufer und Veranstalter das Vertrauen stärkt, merken wir an der Marketingeinwilligungsquote – also wie viele Kunden zustimmen, dass sie zu Werbezwecken informiert werden dürfen. Diese erreicht teilweise über 80%. Das ist sensationell! Im Mittel liegt der Wert bei etwa 60%. Aus dem Stand hatte der Veranstalter also rund 3.000 Kundendaten, die er für das Festival 2020 selbst per Newsletter anschreiben konnte. Diese Kampagne erzielte eine Conversion von über 20% in den ersten drei Tagen und eine Umsatzsteigerung von über 500% im Vergleich zum Vorjahr.
Beide Beispiele zeigen auf, dass erfolgreiches Online Ticketing kein Automatismus ist, sondern ein Zusammenspiel von Veranstalter und Ticketer. Gleichzeitig müssen Strategien praktikabel und flexibel umsetzbar sein – hier biete wir die geeignete Lösung.
Was rätst du Kulturschaffenden heute?
Gerade im Kulturbereich erreicht man jüngere Zielgruppen durch den klassischen Vorverkauf über große Anbieter und Vorverkaufsstellennetze nur noch mit hohen Werbebudgets. Hier sehen wir uns als Baustein, mit Kulturschaffenden Schritt für Schritt den Digitalisierungsweg zu gehen.
Kultur erfolgreich zu vermarkten, bedeutet heute mehr als nur zu plakatieren oder auf Ticketportalen verfügbar zu sein. Anstatt Anzeigen zu schalten, müssen in Social Media-Kanälen geeignete Inhalte geschaffen werden, um Reichweite zu generieren. Dieses Verständnis erfordert ein hohes Maß an Umdenken und Umgestaltung oft langjähriger Prozesse, die auch besonders das Ticketing betreffen.
Daneben müssen Partner, Sponsoren und auch die Künstler in die Pflicht genommen werden, Reichweiten zu generieren und selbst als Verkaufskanal für Tickets zu dienen. Hierfür ist auch eine technische Basis notwendig, die wir liefern können.
Wir werden die Entwicklungen weiter aufmerksam verfolgen. Vielen Dank für das Gespräch, Nico!
Warum du dein Ticketing besser selbst machen kannst, weißt du jetzt. Wenn du nun Lust auf eigene Tickets hast, dir aber noch die Gigs fehlen, schau doch einfach HIER vorbei.