Dez 22, 2020

Jahresrückblick: 10 gute Effekte für Livemusik in 2020

Livemusik in 2020: “F*** 2020”?

“Ein Scheißjahr geht zu Ende”, titelte die Spex bereits 2015. Heute gibt es die Musik- und Popkultur Zeitschrift schon gar nicht mehr. Und alle wissen jetzt: 2020 wurde noch viel schlimmer. Für Musikschaffende eine Katastrophe. Von 100 auf 0. Von Laut auf aus. Die Corona Pandemie gefährdet Existenzen und die gesamte internationale Musiklandschaft. Da müssen wir nicht drum herum reden. Wir spüren es alle selbst. Eine Plattform für Gigs ohne Gigs – das darf nicht sein. Und ganz so schlimm war es dann auch doch nicht. Unsere Aufgabe als Kreative und Kulturschaffende ist es nicht, im Trübsal der Gegenwart zu trauern, sondern nach Vorne zu schauen und die positiven Momente in der Negativsituation zu finden. Darum wollen wir an dieser Stelle keinen Jahresrückblick à la “Fuck 2020” geben, sondern auf die guten Seiten von Livemusik in 2020 schauen.

1. Ökologische Nachhaltigkeit

Gute Nachrichten für das Klima: Coldplay hatten ihre Welttournee schon Ende 2019 abgesagt. Man wollte klimafreundlich werden. Jetzt, mit COVID-19, wurden unfreiwillig Emissionen eingespart. Und wohl nicht wenige: Sogar die Live Earth Konzerte – als Spendenaktionen für den Umweltschutz – verursachten laut SPIEGEL Recherchen 2007 bis zu 110.000 Tonnen CO2. Das Bewusstsein für Klimaschutz in der Musikindustrie ist noch nicht besonders ausgeprägt. In der Corona-Zwangspause ist das Thema jedoch mehr in den Fokus der Musikschaffenden gerückt. So konnten wir z.B. über nachhaltiges Merch oder Tourneen mit dem Fahrrad berichten. Ein gute Sache, die 2020 für die Livemusik Industrie gebracht hat und ein Effekt, der hoffentlich auch in Zukunft anhält.

2. Beschleunigung der Digitalisierung 

Wir haben es immer wieder gesagt: nutzt die Zeit und kommt mit ins digitale Zeitalter! Dafür,  dass nun alle noch deutlicher spüren, dass analoge Flyer doch nicht so gut performen bei der Konzertwerbung, hätten wir die Pandemie aber eigentlich nicht gebraucht. 2020 offenbarten sich in Deutschland mit Blick auf digitale Vorreiter in Asien große Versäumnisse in Sachen Digitalisierung. In deutschen Schulen und Behörden sieht es da aber deutlich schlimmer aus als in der gigmit Community. Gut an 2020 für die Livemusik ist, dass das Thema gesamtgesellschaftlich nicht mehr zu ignorieren ist. Das wird sich positiv auswirken auf die Akzeptanz, wie wir mit gigmit Livemusik organisieren. Davon wird die gigmit Community profitieren. Für alle, die es noch nicht gemacht haben: schaut euch unbedingt unser Online Promo Whitepaper zu digitalem Marketing für Künstler*innen und für Veranstaltende an.

3. Zusammenhalt in 2020

Wenn 2020 eines deutlich gemacht hat, dann dass es auf Zusammenhalt in der Branche ankommt. Auch hier wurde zuvor vielfach versäumt, sich funktional zu organisieren. Es gibt noch keine Musik-Gewerkschaft, keine Lobby, die unsere Interessen vor der Politik mit Wumms vertritt. Eine der guten Seiten an der politischen Diskriminierung von Soloselbständigen, aus der die Livemusik Industrie zum Großteil besteht, ist das Bewusstsein für diese Notwendigkeit. Das Aktionsbündis Alarmstufe Rot und die prominenten Wortmeldungen von Herbert Grönemeyer (Paywall) oder Till Brönner sind hier wichtige Meilensteine, die ohne die Krise wohl nicht erreicht worden wären.

Die gigmit Community ist 2020 trotz Corona übrigens um rund 50.000 Künstler*innen und Veranstalter*innen gewachsen – auf  über 150.000. Und hier noch ein paar mehr Zahlen und Fakten zu gigmit in 2020:

4. Kreativität in der Livemusik in 2020

Die Krise macht erfinderisch. Auch wir bei gigmit haben uns bereits zu Anfang der Pandemie Gedanken gemacht wie wir der Artist Community mehr als “nur” Gigs bieten können. Das stolze Ergebnis: eine neue Online Showcase Konzertreihe (#indoorinspired), ein neuer 24 Stunden bespielbarer Livestreaming Channel auf Twitch, viele neue Radio Features, Open Calls von A&Rs, wirklich lukrative und exklusive Marken Kollaborationen mit Casio und JBL, Wettbewerbe, Coachings, Industrie Talks, Playlisten, Artist Growth Charts und ein Haufen guter Ratgeber Content für euch. 

Aber Kreativität war natürlich auch bei Künstler*innen und Veranstaltenden gefragt. Im Zuge unserer Online Showcase Reihe Indoor Inspired traten Bands mit vollem Bühnen Setup auf. Für das Kindest Christmas Concert spielten gigmit Acts eigene Songs und Weihnachtslieder vor festlich geschmückten Weihnachtsbäumen und Lichterketten, projizierten ganze Kunstwerke an die Zimmerwand, oder holten sich den Dschungel in nachhause.

Das INES Festival Liverpool Sound City fand komplett digital statt und baute dazu eine eigene Online Plattform, für digitale Showcase Konzerte und die Konferenz auf. Nicht unbedingt weniger Arbeit als ein physisches Showcase Festival zu organisieren.

In 2021 wird die Kreativität weiter steigen, angefangen mit dem Live Gig der deutschen JBL Gewinner Daily Thompson mit mobiler PA aus ihrem umgebauten Camper Van in einem “Canyon” im Ruhrgebiet und einer kostenlosen Recording Session in den legendären Metropolis Studios in London?

Das 2020 Aftermovie von gigmit

5. Neues Veranstalter-Wissen

Ein neues digitales Tool hat 2020 die Live-Industrie bereichert. Veranstalter*innen kennen nun schon immer bevor sie einen Act buchen das Fan-Potenzial für ein Konzert! Die gigmit FAN INSIGHTS erblickten im Februar das Licht der Zukunft – warten aber noch auf die massenhafte Anwendung. Aus den bisher nie da gewesenen Instant-Einsichten in die Fan- und Streamingdaten von Künstler*innen haben sich die FAN CHARTS (Rangliste von Acts mit ihren Fans und Hörer*innen, auf die persönlichen Bedürfnisse und die eigene Region anpassbar) und die GROWTH CHARTS (nationale oder genre-spezifische Charts auf Grundlage des Fan-Wachstums) entwickelt. Dieses gigmit Feature ist auf jeden Fall eine vielversprechende Innovation, die 2020 für die Livemusik gebracht hat.

6. Hygienekonzepte für mehr Livemusik in 2020

Hygienekonzepte haben uns in diesem Jahr ständig begleitet und verhalfen Veranstaltern dazu trotzdem noch kleinere Konzerte auf die Beine zu stellen, sowohl draußen als auch drinnen. Es wurde bestuhlt, man hielt Abstand, trug Masken und manche gingen sogar so weit ganze Autokonzerte zu organisieren. Was tut man nicht alles für ein bisschen echte Livemusik. Wir haben auch dazu aufgerufen als Künstler selber zu veranstalten mit kleinen Gartenkonzerten zum Beispiel und eine Menge Links zum Thema Corona und Hygienemaßnahmen gesammelt.

7. Support für Künstler*innen und Livemusik

Man kann nicht sagen es hätte keinen Support für die Livemusik gegeben, in erster Linie für Künstler und Künstlerinnen. So spendeten Fans via Livestreaming für ihre Lieblingsbands, kauften verstärkt Alben per Mailorder und auch Firmen wie Bandcamp verzichteten zeitweise auf ihren finanziellen Anteil. Es gab staatliche Hilfsprogramme, die wir euch neben anderen wichtigen Infos in unserem Covid 19 Shutdown Artikel aufgelistet haben. 

Auch wir bei gigmit boten unseren Premium Service zu stark reduzierten Preisen an mit Angeboten bis zu -70% des Mitgliedsbeitrags. Wenn wir schon physische Konzerte nicht selbst veranstalten konnten, versuchten wir Musiker*innen die Sichtbarkeit zumindest Online zu bieten über verschiedene Livestreaming Plattformen und über Social Media. Es gab Playlisten, Artist Charts, Umfragen, Mailings an unsere Veranstalter Community und Reposts von euren Inhalten. Hier findest du weitere Gründe warum es sich auch in Coronazeiten lohnt gigmit zu nutzen.

8. Gewinner des Instrumentenverkauf

Corona und der Verkauf von Instrumenten: keine gute Kombination. Es wurden weitaus weniger Orchesterinstrumente verkauft, da die Nachfrage aus der professionellen Kundengruppe, der Musiker, auf Grund der Krise und den ausfallenden Konzerte und damit auch Proben natürlich versiegte. Auch im Bereich Veranstaltungstechnik brach den Instrumenten Händlern ein großer Umsatz Zweig weg (siehe Deutschlandfunkkultur).  Allerdings bemerkte man im privaten Bereich einen beachtlichen Anstieg an Verkäufen von teuren Klavierflügeln, digitalen Pianos und allen voran Gitarren. Viele Musikliebhaber erfüllten sich 2020 ihren Traum und hatten Zeit ein Instrument zu lernen, oder investierten ihr Geld als Vermögensanlage. Besonders das Online Geschäft profitierte davon. 

9. Mehr Internationalität als je zuvor

Laut Monika Grütters spielt Kultur eine Schlüsselrolle für eine vitale Europäische Union, denn sie trägt unter anderem maßgeblich zum Zusammenwachsen Europas bei (wenn nicht sogar der Welt). 

Auch wenn Landesgrenzen zeitweise geschlossen und Flüge gestrichen wurden, sind wir heute besser verbunden als vor Corona und das letztlich auch durch die Nutzung von Livestreaming und die völlig ortsunabhängige digitale Zusammenarbeit von überall auf der Welt. Plötzlich war es nicht mehr wichtig wo eine Veranstaltung stattfand – Hauptsache eine gute Internetverbindung. So hatten wir beim Indoor Inspired Showcase plötzlich Live Acts aus Südkorea, Venezuela, Australien, Kanada und Europa in einem Lineup. Die Pandemie hat so vielleicht sogar zu mehr Verbundenheit geführt, wenn eben auch “nur” digital. Durch die neue Nachrichtenfunktion auf gigmit, können sich über 150.000 Artists nun weltweit vernetzen und an Kollaborationen arbeiten oder in 2021 zusammen auf Tour gehen. 

Die neue Festival und Venue Database bietet mittlerweile knapp 30.000 internationale Veranstalter Kontakte. Das sind zehnmal so viele als noch Anfang des Jahres. Auch das soll der gigmit Artist Community in naher Zukunft helfen auch über eigene Ländergrenzen hinaus Shows zu organisieren und direkter in Kontakt mit Veranstaltenden zu treten. 

Ein Projekt dass trotz Covid-19 auch in 2020 weiterläuft und dazu beiträgt den europäischen Musikmarkt zu verbinden und die Mobilität innerhalb von Europa zu erhöhen ist das Innovation Network of European Showcases. Auch in diesem Jahr wurden über 70 gigmit Acts für den INES talent Pool 2021 ausgewählt, die nächstes Jahr auf 19 Showcase Festivals spielen werden. Man darf also gespannt bleiben. 

10. Die Vorfreude auf 2021 steigt

 Die perfekte Überleitung für Punkt 10: Auf was können wir uns nächstes Jahr freuen? Mehr “echte” Live Konzerte im Sommer 2021, das ist klar! Eine Auswahl, der Festivals auf die man sich jetzt auf gigmit bewerben kann, haben wir unten zusammengestellt. Aber auch das digitale Konzertformat wird uns in 2021 begleiten, so dass wir hier weiterhin die Möglichkeit bieten live zu gehen mit gigmit, entweder auf Twitch oder im Zuge unserer digitalen Showcase Reihe. Auch wird es noch mehr tolle Brand Kooperationen geben, die mit Gagen und Live Konzerten winken. Stay Tuned!

Erstmal wünschen wir euch schöne Weihnachtsfeiertage und ein 2021 voller Livemusik. Das haben wir uns alle verdient!

Die Open Call Highlights 2020/21

Wir wurden für euch selbst zu Veranstaltern:

Mehr Virtual Reality & Online Festivals:

Radio Open Calls: 

2021 Festivals:

Open calls for talent scouting:

Contests:

Coaching:

Brand Open Calls:

Highlight Content in 2020: